dinsdag 15 april 2025

NACH PUTIN

Civis Mundi Digital #156, 31 März 2025
von Otto van de Haar

https://ottomvandehaar.blogspot.com/2025/04/nach-putin-civis-mundi-digital-156-31.html

Rezension von Sjeng Scheijen, Ein anderes Russland. Bausteine für ein friedliches Europa nach Putin. Prometheus, 2025.


Der Slawist Sjeng Scheijen ist ein Spezialist für die russische Kunst des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts, über die er bereits zwei solide Studien veröffentlicht hat: 2009 über den legendären Ballettmeister Daghilew, zehn Jahre später über die russischen Avantgardisten. Jetzt hat er mit großem Schwung und Leidenschaft ein Manifest geschrieben: Ein anderes Russland. Bausteine für ein friedliches Europa nach Putin. (1)

Bausteine für dieses „andere Russland“ findet er im Russischen Kaiserreich (1721-1917). Er konzentriert sich auf die positiven Aspekte und stützt sich dabei auf seine eigenen Archivrecherchen und die erfrischende Forschung von Historikerinnen. Er wendet sich gegen die einseitige Sichtweise, dass jeder Fortschritt im Osten einer kleinen europäisierten Elite zuzuschreiben sei. Nein, auch der Osten hat eigene Initiativen ergriffen und war dem Westen in einigen Fällen sogar voraus.


Aufklärung

Es liegt auf der Hand, dass Montesquieus Aufklärungsklassiker De l'esprit des lois (1748) im Russischen Reich kaum Wurzeln geschlagen hat. Doch auch wenn die Bedeutung des Konzepts der „trias politica“ unmöglich unterschätzt werden kann, so gebührt dem Westen doch eine gewisse Bescheidenheit, vor allem heute, meint Scheijen. Er verweist auf ein hochaktuelles Zitat des Gründervaters John Adams, der kurz nach Inkrafttreten der US-Verfassung (1787) warnte, dass trotz aller Schutzvorherungen große Gefahren nicht auszuschließen seien: „Habgier, Ehrgeiz, Rachsucht oder Leichtsinn [können] die stärksten Fasern unserer Verfassung zerreißen, wie ein Wal ein Netz durchschlägt.“
Das Fehlen einer trias politica, so Scheijen, bedeute übrigens nicht, dass das Land keine Aufklärung gehabt hätte. So war Kaiserin Elisabeth (1741-1762) das erste Staatsoberhaupt, das 1754 ein Moratorium für die Todesstrafe erließ, „ein Meilenstein in der Geschichte der Menschenrechte“. Zehn Jahre später legte der einflussreiche italienische Aufklärer und Politiker Cesare Beccaria eine Publikation vor, in der er das Moratorium Elisabeths philosophisch untermauerte.

Emanzipation der Frauen
Ausführlich geht der Autor auf die rechtliche Stellung der - zunächst natürlich meist adligen - Frauen ein, die insbesondere in der Ära Katharinas der Großen (1762-1796) verwirklicht wurde. Das höchste russische Rechtskollegium entschied, dass verheiratete Frauen ohne Einmischung ihrer Ehemänner frei über ihren Besitz verfügen konnten. Im Jahr 1861 befanden sich dreißig Prozent des privaten Grundbesitzes im Russischen Reich unter der Kontrolle von - Frauen. In Westeuropa wurden solche Gesetze erst später erlassen. In England im Jahr 1882 und in Italien im Jahr 1919. In den Niederlanden waren verheiratete Frauen bis 1957 „entmündigt“. Katharina die Große brachte auch Aufklärung, indem sie die Diskriminierung von Frauen im Bildungswesen bekämpfte und dabei besonders auf Fähigkeiten und Charakter und weniger auf Herkunft oder Nationalität achtete, sagt Scheijen. Auf ihre Initiative hin entstanden die ersten Mädcheninternate, und die Akademie der Wissenschaften, die einst vom revolutionären Reformer Peter dem Großen (1672 - 1725) gegründet worden war, erhielt eine weibliche Präsidentin, die brillante Jekaterina Daskowa, „die erste Frau der Welt, die jemals eine nationale Akademie leitete“. In der Zeit Alexanders II. (1855-1881) erhielten vor allem die Frauengymnasien einen kräftigen Aufschwung, auch in den asiatischen Teilen des Reiches wie Taschkent. Der Anteil der Schülerinnen aus Beamten-, Militär- und Adelsfamilien nahm zugunsten von Schülerinnen aus einfacheren Verhältnissen stetig ab.
Das Aufblühen der Frauengymnasien konnte unter anderem durch die Unterstützung privater bürgerlicher Initiatoren erfolgreich stattfinden. Zu Gunsten von Schülerinnen aus armen Familien wurden landesweit Spendenaktionen durchgeführt. Und trotz des Widerstands der (männlichen) Direktoren entstanden im neunzehnten Jahrhundert auch in Kasan, St. Petersburg, Moskau und Kiew Frauenuniversitäten. ‘Die ganze Trickkiste der Mittelbeschaffung (Lotterien, Wohltätigkeitsvereine) kam zum Einsatz. Für viele Professoren war es eine Frage des natürlichen Stolzes und der Verpflichtung, Frauen zu unterrichten’. Schriftsteller wie Dostojewski und Gorki hielten Benefizvorlesungen.
Die Behauptung, russische Bürger seien abgeneigt, sich ehrenamtlich zu betätigen, sich zu engagieren oder Verantwortung für das Gemeinschaftsleben zu übernehmen, ist, wie Scheijen sagt, „historisches Geschwätz, Verleumdung der widerlichsten Art“. Er verschweigt nicht, dass das Reich auch den Stempel des Kolonialismus, der schweren Unterdrückung, des Rassismus, des Judenhasses und des Sexismus trug. (2) Es war keineswegs ein paradiesischer Ort. Aber „die fortschrittlichen und humanen Errungenschaften“, so die Autor, sind beachtenswert. Die Geschichte der Frauenemanzipation im Kaiserreich zeigt ... eine lange Geschichte des bürgerlichen Engagements und damit einer Zivilgesellschaft". Dieses Potenzial sei immer noch vorhanden, trotz der unbarmherzigen Schläge, die es vor allem während der Sowjetherrschaft unter Lenin, Stalin und... Putin erlitten hat.
Über Putin und seine Vorgänger schreibt Scheijen: "Der unverschämte Zynismus großer Teile der heutigen russischen Elite, das schamlose Stehlen, die geschmacklose Zurschaustellung gestohlenen Reichtums, das ganze Ethos und die Ästhetik der Zuhälter und Penoze, die so charakteristisch für die administrativen Eliten unter Putin (…) sind das Ergebnis konkreter, politisch gesteuerter, ungesühnter und unaufgearbeiteter monströser historischer Verbrechen".
Der Autor glaubt aber, aus seiner Betrachtung der emanzipatorischen „Lichtblicke“ des russischen Imperiums den Schluss ziehen zu können, dass ein grundlegender Richtungswechsel Russlands - nach Putin - nicht undenkbar ist. (3) Er verweist auf den bemerkenswerten Umschwung in Ländern wie Spanien nach Franco, Südafrika nach der Apartheid und Deutschland nach Hitler. Wie die Geschichte anderer Länder, z. B. Deutschlands und Frankreichs, ist auch die russische Geschichte komplex und heterogen, mit Kontinuitäten, aber auch mit Diskontinuitäten, stellt Scheijen fest. [

Trotz Stalin
Die positiven Errungenschaften der Sowjetzeit in verschiedenen Bereichen hatten laut Scheijen bereits weitgehend während des Kaiserreichs begonnen. Auch im sozioökonomischen Bereich. Lange Zeit war der Westen im Vorteil, aber ab 1870, so Scheijen, unterschied sich die Lage eines baltischen, katalanischen, ukrainischen, drentheischen, russischen oder walisischen Bauern kaum noch. Noch vor der Russischen Revolution (1917) verzeichnete die kapitalistische Entwicklung einen erstaunlichen Wachstumsschub.
Bevor die rote Fahne über dem Land wehte, war längst klar, dass eine Supermacht im Entstehen begriffen war. Was auch immer an Positivem über die spätere Sowjetzeit gesagt werden kann, so Scheijen, wurde fast alles nicht dank, sondern trotz Stalin erreicht: "Er entließ, verhaftete und exekutierte seine besten Biologen und Agronomen. Seine Agrarpolitik führte zu dramatischen Hungersnöten, die er aus Rache gegenüber den Bauern in der Ukraine, den Kuban- und Wolgagebieten und Kasachstan bewusst verschärfte.
Während der großen Säuberungsaktion in der Armee wurden zahlreiche Offiziere entlassen, gefoltert, in den Gulag gesteckt und ermordet. Scheijen zufolge kostete der völlig sinnlose Krieg gegen die Finnen im Jahr 1939 die Sowjetunion einen kolossalen Verlust an Männern. Dass Stalin schließlich über Hitler triumphierte, der 1941 in das Land einmarschiert war, lag einzig und allein an der Opferbereitschaft und Unnachgiebigkeit der Bevölkerung. (...) die absurd hohe Zahl der Todesopfer auf sowjetischer Seite ist das Ergebnis der Inkompetenz, der Grausamkeit und der Dummheit von Stalin und seinen skrupellosen Lakaien". (4)

Europe
Auf der letzten Seite seines Manifests wird ein letzter Tweet des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny zitiert, der im vergangenen Jahr von Putin vergiftet und getötet wurde: "Nach dem Krieg werden wir die Ukraine für alle Schäden entschädigen müssen. Wir müssen Putins Regime und seine Diktatur beseitigen. Am besten durch allgemeine freie Wahlen und die Einberufung der verfassungsgebenden Versammlung”. Und Putins Todfeind fügt etwas hinzu, das Sjeng Scheijen aus gutem Grund zitiert: "Im Bewusstsein unserer Geschichte und Traditionen müssen wir uns als Teil Europas bekennen und einen europäischen Entwicklungsweg einschlagen. Das ist unsere einzige Option, und wir brauchen keine weitere".
Die Tatsache und die Art und Weise, in der der politische Gefangene Nawalny ermordet wurde, zeigen, dass der Stalinismus lebendig ist. Dass rund fünfhundert mutige russische Ärzte kurz vor seinem Tod durch eine Petition einen unabhängigen Arzt forderten, der die wahre Ursache des halb gelähmten Nawalny untersuchen sollte, ist ein Beispiel für ein anderes Russland, das sich - nach Putin - entwickeln könnte.

Anmerkungen
 

1 Sjeng Scheijen, Ein anderes Russland. Bausteine für ein friedliches Europa nach Putin (2025). Vom selben Autor: Sergei Diaghilev 1872-1929, A Life for Art (2009) und The Avantgardists. The Russian Revolution in Art, 1917-1935 (2019).
 

2 Scheijen ignoriert das Völkergemetzel des Ersten Weltkriegs. Das expansive Kaiserreich trug nicht unwesentlich dazu bei, auch wenn das Deutsche Reich der eigentliche Initiator war.
 

3 Wenn wir noch eine Weile im heiteren Modus bleiben, kann vielleicht ein weiterer Baustein in Bezug auf den russisch-ukrainischen Krieg hinzugefügt werden. Das ist die damals unmögliche deutsch-französische Aussöhnung zwischen Adenauer und De Gaulle. Das war 1963, nur 18 Jahre nach Hitlers Sturz.
 

4 Der deutsche Angriffskrieg mit seiner Wehrmacht und seinen Einsatzgruppen trug zum Teil zu kolossalen Verlusten auf sowjetischer Seite bei. Scheijen weiß das natürlich auch, erwähnt es aber in der Hitze seiner Argumentation nicht. Was das in der Tat heldenhaft kämpfende Finnland betrifft, so wird oft vergessen, dass Finnland nach dem Ende dieses Krieges zu territorialen Zugeständnissen gezwungen wurde.





dinsdag 1 april 2025

 

Na Poetin

Civis Mundi Digitaal #156, 31 maart 2025

door Otto van de Haar

Bespreking van Sjeng Scheijen, Een ander Rusland. Bouwstenen voor een vreedzaam Europa ná Poetin. Prometheus, 2025.

Slavist Sjeng Scheijen is specialist op het gebied van Russische kunst van de negentiende en vroeg twintigste eeuw waarover hij twee gedegen studies heeft gepubliceerd. In 2009 over de legendarische balletmeester Daghilev, tien jaar later over de Russische avant-gardisten. Nu heeft hij met veel vaart en passie een manifest geschreven: Een ander Rusland. Bouwstenen voor een vreedzaam Europa ná Poetin (1).

Bouwstenen voor dit ‘andere Rusland’ vindt hij in het Russische keizerrijk (1721-1917). Hij zoomt in op de positieve aspecten, daarbij gebruikmakend van eigen archiefonderzoek en de verfrissende research van vrouwelijke historici. Hij verzet zich tegen het eenzijdige beeld dat iedere vooruitgang in het Oosten bijgeschreven zou moeten worden op het conto van een kleine ge-europeaniseerde elite. Nee, het Oosten nam ook zelf initiatieven en was in enkele gevallen het Westen zelfs voor.

Verlichting

Het is duidelijk dat Montesquieu’s verlichtingsklassieker De l’esprit des lois (1748 ) in het Russische keizerrijk weinig wortel heeft geschoten. Maar ook al kan de betekenis van het begrip ‘trias politica’ onmogelijk onderschat worden, het Westen past, zeker vandaag, wel een vleugje bescheidenheid, meent Scheijen. Hij verwijst naar een hoogst actuele uitspraak van founding father John Adams die kort na het inwerking treden van de Amerikaanse constitutie (1787) waarschuwde, dat ondanks alle waarborgen grote gevaren niet uitgesloten waren: “Hebzucht, ambitie, wraakzucht of frivoliteit [kunnen] de sterkste vezels van onze grondwet verbreken zoals een walvis door een net gaat.”

Het ontbreken van een trias politica wil volgens Scheijen overigens niet zeggen dat het land geen verlichting zou hebben gekend. Keizerin Elisabeth (1741-1762) bijvoorbeeld stelde in 1754 als eerste staatshoofd een moratorium in op de doodstraf, ‘een mijlpaal in de geschiedenis van de mensenrechten’. Tien jaar later kwam de invloedrijke Italiaanse verlichtingsdenker en politicus Cesare Beccaria met een publicatie voor de dag waarin hij Elisabeth’s moratorium filosofisch onderbouwde.

Verenigde Staten en Frankrijk beduidend meer doodstraffen uit dan het ‘onverlichte’ Rusland. En als we praktijken in de koloniën van Frankrijk, Groot-Brittannië en Nederland meetellen, dan begint de weegschaal opnieuw een beetje te trillen: ’Lijf-en doodstraffen werden in het Indische deel van het Koninkrijk der Nederlanden tot diep in de twintigste eeuw opgelegd en uitgevoerd’.

Vrouwenemcipatie

Uitgebreid belicht de auteur de rechtspositie van vrouwen - aanvankelijk natuurlijk vooral adellijke - vrouwen, die met name werd gerealiseerd in het tijdperk van Catharina de Grote (1762-1796). Het hoogste Russische wetscollege besloot dat getrouwde vrouwen zonder tussenkomst van hun echtgenoot vrijelijk konden beschikken over hun eigendom. Dertig procent van het privé grondbezit in het Russische Rijk stond anno 1861 onder controle van - vrouwen.

In West-Europa vond dergelijke wetgeving later plaats. In Engeland in 1882 en in Italië in 1919. In Nederland waren getrouwde vrouwen ‘handelingsonbekwaam’ tot 1957. Catharina de Grote bracht ook verlichting door de discriminatie van vrouwen op onderwijsgebied aan te pakken, waarbij zij vooral lette op capaciteit en karakter en minder op afkomst of nationaliteit, zegt Scheijen. Op haar initiatief kwamen de eerste meisjeskostscholen van de grond en kreeg de Academie van Wetenschappen, ooit opgericht door revolutionaire hervormer Peter de Grote (1672 - 1725), een vrouwelijke voorzitter, de briljante Jekaterina Daskova, ‘de eerste vrouw ter wereld die ooit een nationale academie zou leiden’. Ten tijde van Alexander II (1855-1881) kregen in het bijzonder de vrouwengymnasia een stevige impuls, ook in de Aziatische gedeelten van het Rijk zoals in Tasjkent. Het percentage leerlingen uit gezinnen van ambtenaren, militairen en adel daalde gestaag ten gunste van leerlingen van eenvoudiger komaf.

De bloei van de vrouwengymnasia kon zich met succes voltrekken mede door steun vanuit particuliere burgerlijke initiatiefnemers. Ten behoeve van leerlingen uit arme gezinnen werden in het land inzamelingsacties gehouden. En ondanks tegenstand van (mannelijke) directies kwamen in de negentiende eeuw ook vrouwenuniversiteiten van de grond in Kazan, Sint-Petersburg, Moskou en Kyiv. ‘De hele trukendoos van fondsenwerving (loterijen, clubs van weldoeners) werd ingezet. Voor veel hoogleraren was het een kwestie van vanzelfsprekende trots en engagement om les te geven aan de vrouwen’. Schrijvers als Dostojewski en Gorki gaven benefietlezingen.

Dat Russische burgers wars zouden zijn van vrijwilligerswerk, engagement of verantwoordelijkheid voor gemeenschappelijk leven is in de woorden van Scheijen ‘historische roddel, kwaadsprekerij van de meest smakeloze soort’. Hij verheelt niet dat het keizerrijk ook het stempel droeg van kolonialisme, zware repressie, racisme, Jodenhaat, seksisme. (2).

Een heilstaat was het bepaald niet. Maar ‘de progressieve en humane prestaties’, aldus de auteur, mogen er zijn. ‘De geschiedenis van de vrouwenemancipatie in het keizerrijk laat…zien dat er een lange geschiedenis is van burgerlijk engagement, en dus van een civil society’. Dit potentieel bestaat volgens hem nog steeds, ondanks meedogenloze vuistslagen die het heeft moeten incasseren in het bijzonder tijdens het Sovjetbewind onder Lenin, Stalin en… Poetin.

Over Poetin en zijn voorlopers schrijft Scheijen: ‘Het ongehoorde cynisme van grote delen van de huidige Russische elite, het schaamteloos jatten, het smakeloze vertoon van gestolen rijkdom, de hele ethiek en esthetiek van pooiers en penoze die zo kenmerkend is voor de bestuurlijke elites onder Poetin (…) zijn het gevolg van specifieke, beleidsmatig uitgevoerde, onbestrafte en onverwerkte monsterlijke historische misdaden’.

Maar de auteur meent uit zijn onderzoek naar de emancipatorische ‘lichtplekken’ uit het Russische keizerrijk de conclusie te kunnen trekken dat een fundamentele koerswijziging voor Rusland - na Poetin - niet ondenkbaar is. (3) Hij verwijst naar de opmerkelijke ommezwaai die landen als Spanje na Franco, Zuid-Afrika na de apartheid en Duitsland na Hitler te zien gaf. Net als de geschiedenis van andere landen zoals Duitsland en Frankrijk bijvoorbeeld is ook de Russische geschiedenis complex en heterogeen, met continuïteiten maar net zo goed met discontinuïteiten, stelt Scheijen vast. [

 

Ondanks Stalin

De positieve prestaties die de Sovjetperiode op verschillende terreinen heeft laten zien, waren volgens Scheijen al goeddeels ingezet tijdens het keizerrijk. Ook op sociaal-economisch vlak. Lange tijd had het Westen een voorsprong maar vanaf 1870, noteert hij, ontliep de positie van een Baltische, Catalaanse, Oekraïense, Drentse, Russische of Weshe boer elkaar nauwelijks. Al voor de Russische Revolutie (1917) gaf de kapitalistische ontwikkeling een verbluffende groeispurt te zien.

Voordat de rode vlag boven het land begon te wapperen was het al lang duidelijk dat een supermacht in de maak was. Wat er aan positiefs over de latere sovjetperiode te vertellen valt, zegt Scheijen, is vrijwel allemaal tot stand gebracht niet dankzij, maar ondanks Stalin: ‘Hij ontsloeg, arresteerde en executeerde zijn beste biologen en agronomen. Zijn landbouwpolitiek zorgde voor dramatische hongersnoden, die hij bewust verergerde uit wrok jegens de boeren in Oekraïne, de Koeban- en Wolgaregio’s en Kazachstan’.

Tijdens de grote ‘zuivering’ van de legertop werden enorme aantallen officieren ontslagen, onderworpen aan tortuur, naar de goelag gestuurd, vermoord. De volgens Scheijen volstrekt zinloze oorlog tegen de Finnen in 1939 kwam de Sovjet-Unie op een kolossaal verlies aan manschappen te staan. Dat Stalin uiteindelijk zegevierde over Hitler die het land in 1941 was binnengevallen is uitsluitend te danken aan de opofferingsgezindheid en onverzettelijkheid van de bevolking. ‘(…) de absurd hoge dodentallen aan de Sovjetzijde zijn het gevolg van ondeskundigheid, de wreedheid en de stupiditeit van Stalin en zijn gewetenloze lakeien’. (4)

Europa

Op de slotpagina van zijn manifest wordt een laatste tweet geciteerd van de eerst vergiftigde en vorig jaar door Poetin vermoorde Russische oppositieleider Aleksej Navalny: ‘Na de oorlog zullen we Oekraïne moeten compenseren voor alle schade die is toegebracht door Poetins agressie. We moeten Poetins regime en zijn dictatuur ontmantelen. Idealiter via algemene vrije verkiezingen en het bijeenroepen van de Constitutionele Vergadering’.

En Poetins doodsvijand voegt er nog iets aan toe wat Sjeng Scheijen niet voor niets aanhaalt: ‘In het bewustzijn van onze geschiedenis en tradities moeten we erkennen deel te zijn van Europa en een Europees ontwikkelingspad volgen. Dat is onze enige optie, en een andere hebben we niet nodig”.

Het feit dat en de manier waarop de politieke gevangene Navalny werd afgemaakt, illustreert dat het stalinisme nog springlevend is. Dat zo’n vijfhonderd moedige Russische artsen kort voor zijn dood door middel van een petitie een onafhankelijk arts eisten om de werkelijke oorzaak van de half verlamde Navalny te onderzoeken is een voorbeeld van een ander Rusland dat - na Poetin - tot ontwikkeling kan komen .

Noten

1 Sjeng Scheijen, Een ander Rusland. Bouwstenen voor een vreedzaam Europa ná Poetin (2025). Van dezelfde auteur: Sergej Diaghilev 1872-1929, een leven voor de kunst (2009) en De avantgardisten. De Russische Revolutie in de kunst, 1917-1935 (2019)

2 Scheijen gaat voorbij aan de volkeren slachting van de Eerste Wereldoorlog. Het op expansie gerichte keizerrijk heeft aan het ontstaan ervan in niet geringe mate bijgedragen, ook al was het Duitse keizerrijk de feitelijke initiator.

3 Als we nog even in de opgewekte modus blijven, kan er misschien nog een bouwsteen aan worden toegevoegd in relatie tot de Russisch-Oekraïense oorlog. Dat is de destijds onmogelijk geachte Frans-Duitse verzoening tussen Adenauer en De Gaulle. Dat was in 1963, slechts achttien jaar na Hitlers ondergang.

4 De agressie-oorlog van Duitsland, met zijn Wehrmacht en Einsatzgruppen droeg mede bij aan kolossale verliezen aan mensenlevens aan Sovjetzijde. Natuurlijk weet Scheijen dit ook wel, maar vermeldt het niet in het vuur van zijn betoog. Wat het inderdaad heroïsch vechtende Finland betreft, wordt vaak vergeten dat na afloop van deze oorlog Finland tot territoriale concessies werd gedwongen.